Haus am Horn, Weimar

8. Juli bis 11. September 2005

"Hausmeisterei",
Hausmeisterutensilien in Bauhaus-Farben


Das Haus

und seine Ideologie

Das Haus Am Horn, als Experiment und schnell realisiertes Statement zur Großen Bauhausausstellung im Jahre 1923 gerade rechtzeitig fertig geworden, avancierte sofort zum Mittelpunkt zeitgenössischer Architekturdiskussion. Der Entwurf des Malers Georg Muche konnte dabei aufgrund seiner Stringenz sogar den Vorschlag des Direktors Walter Gropius überflügeln und diesen zur Bündelung aller verfügbaren Kräfte animieren. Trotz seiner radikalen Form und Schlichtheit wurde nicht auf eine gewisse Raffinesse in punkto Raumerlebnis, auf modernste Technologien und erlesene Materialien verzichtet. Obwohl auf die Bedürfnisse einer mittelständischen Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern zugeschnitten und damit den Traum vom freistehenden Einfamilienhaus erfüllend, wurde es sogleich an diverse Besitzer ohne qualifizierte Ambitionen weitergegeben.

In der Folge erlitt das Bauwerk eine Reihe von Umbauten, die das Konzept und das Raumgefühl stark verwässerten und der Idee keinen guten Dienst erwiesen.
Als Ikone der Moderne gestern und heute attackiert, steht es auch aufgrund dieses Qualitätsverlustes ungerechtfertigterweise und exempelhaft für die Defizite des Internationalen Stils und der Bettenburgen in West und Ost.
Im Zuge der Renovierung und Modernisierung des Gebäudes zum Kulturhauptstadtjahr 1999, wurden die seinerzeitigen Grundprinzipien im Geiste des Bauhauses reanimiert.
Die zur Ausstellung diskret vorgenommenen Eingriffe in den jetzigen Bestand behandeln die Geschichte des Bauhauses, seiner Vorläufer und Zeitgenossen, aber auch die Bedürfnisse gegenwärtigen Wohnens.

 

Der Meister
und seine Gesellen

"Aus dem Badezimmer des Architekten" (Sullivan: Form Follows Function), 2005
Armatur im Badezimmer, Beschriftung


Das Bauhaus und sein Lehrmodell gelten auch heute noch als bahnbrechend und genießen weltweite Akzeptanz. Unwidersprochen können auch gegenwärtig die umwälzenden Verdienste der Bauhauslehrer und ihrer Ideen im Kontrast zur damaligen Praxis der Akademien angesehen werden.
Dennoch würde ich mich als zeitgenössischer „Meister“ an der Bauhaus-Universität Weimar von der damaligen Hierarchie - hinsichtlich der Rolle der Kunst aber auch der Auffassung der Lehre - deutlich distanzieren, indem ich der Kunst ihre Freiheit geben und sie nicht als Dienerin der Architektur ansehen will und auch meine Studierenden nicht als Lehrlinge oder bestenfalls Gesellen bezeichne, sondern deren kollegiale Nähe suche.

Nicht Handwerk und technologische Fertigkeiten stehen allein seligmachend im Vordergrund, sondern das Bewusstsein des Einzelnen und dessen Konsequenz in Konzeption und formaler Umsetzung. Insbesondere geht es mir in den Projekten um die Fragen humaner Existenz, nach unserer Herkunft und Zukunft, aber auch um die Bewältigung des Alltags unter wechselnden Vorzeichen. Themen wie „Eros und Thanatos“, „Das Rohe und das Gekochte“, „Karawanserei“, „Sammeln und Jagen“, „Sein und Zeit – ironische Untersuchungen zur Gegenwart“ wurden dabei gerne als Arbeitsfelder angenommen und verbinden als philosophische Herausforderung „Gesellen und Meister“.

"Schöne Aussichten", 2005
Serie: Beschriftungen auf Fenstern des Haus am Horn


Zimmer der Dame:
"Ja, das hättste gerne,
vorne Friedrichstraße,
hinten Ostsee,
mit Blick auf die Alpen."
(Kurt Tucholsky)


Die Launen

und ihre Formen

Der Formenreichtum sowohl der eigenen künstlerischen Arbeit als auch der Semesterprojekte entsteht aus den vorangegangenen Überlegungen und dem daraus resultierenden Lehrkonzept.
Der Verzicht auf vorgegebene und oftmals konventionelle Medien eröffnet eine Bandbreite an ästhetischen Lösungen, die nicht an altbackenen Standards scheitern, sondern durch ihr ungewöhnliches Material und ihr Auftreten an speziellen Orten brillieren.
Gezeigt werden nun im Haus Am Horn auch ausgewählte Arbeiten von Studierenden, die an Projekten unter meiner Ägide teilgenommen haben.

Auf die entstandenen Arbeiten, die trotz aller Eigenständigkeit eine kongruente Auffassung hinsichtlich meiner sinnlich-kritischen Distanz zur Realität zeigen, blicke ich mit Bewunderung, manchmal auch Neid – die härteste Währung unter Künstler-Kollegen.
Gezeigt werden Arbeiten von Leander Auer, Frank Bätz-Dölle, Berit Flötteröd, Mona Hahn, Katja Hennig, Tobias Herrmann, Nancy Hünger, Angela Köhler, René Landspersky, David Mannstein, Christian Miebach, Uwe Möller, Claudia Olendrowicz, Eileen Petrasch, Tommy Reinhardt, Jenny Rosenberg, Joachim Schulze, Charlotte Seidl u. a.

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